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 © Serge/stock.adobe.com
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Die Varroamilbe und Strategien zu ihrer Bekämpfung

Einführung

Die Varroamilbe (Varroa destructor) stellt eine der größten Bedrohungen für die Honigbiene und damit für die weltweite Imkerei und Landwirtschaft dar. Ursprünglich aus Asien stammend, hat sich dieser Parasit weltweit verbreitet und führt zu erheblichen Verlusten in Bienenvölkern. Die Milbe schwächt Bienen durch das Saugen ihrer Hämolymphe und dient als Vektor für verschiedene Bienenviren. Diese Abhandlung beleuchtet die Biologie der Varroamilbe und diskutiert die verschiedenen Strategien zu ihrer Bekämpfung.

Biologie der Varroamilbe

Die Varroamilbe ist ein obligater Ektoparasit der Honigbienen. Weibliche Milben heften sich an erwachsene Bienen und saugen deren Hämolymphe, wodurch die Bienen geschwächt werden. In der Brutkammer der Bienen legen die weiblichen Milben ihre Eier in die Zellen mit Bienenbrut, insbesondere Drohnenbrut, da diese einen längeren Verdeckelungszeitraum bietet, der für die Entwicklung der Milben von Vorteil ist. Nach dem Schlüpfen ernähren sich die Milbenlarven von den sich entwickelnden Bienenlarven. Dieser Zyklus führt zu einer exponentiellen Vermehrung der Milben innerhalb eines Bienenvolkes.

Auswirkungen auf die Bienen

Der Schaden, den die Varroamilbe anrichtet, ist vielfältig. Neben der direkten Schwächung durch das Saugen der Hämolymphe, verursacht die Milbe indirekt Schäden durch die Übertragung von Viren wie dem Deformed Wing Virus (DWV) und dem Acute Bee Paralysis Virus (ABPV). Diese Viren können zu Missbildungen und erhöhten Sterblichkeitsraten führen. Die Kombination dieser Faktoren kann zur Kolonieverluste führen, insbesondere in den Wintermonaten, wenn die Völker ohnehin geschwächt sind.

Bekämpfungsstrategien

Die Bekämpfung der Varroamilbe ist komplex und erfordert eine integrierte Strategie, die chemische, biotechnische und mechanische Methoden umfasst.

1. Bekämpfungsmittel
 
  • Organische Säuren: Ameisensäure, Oxalsäure und Milchsäure sind wirksame Alternativen zu synthetischen Akariziden. Diese Säuren haben den Vorteil, dass sie in der Regel weniger Rückstände hinterlassen und die Milbenresistenz gegen sie geringer ist. Sie sind jedoch in ihrer Anwendung anspruchsvoller und können bei unsachgemäßer Anwendung Bienen schädigen.
  • Ätherische Öle: Thymol (ApiLife VAR, Apiguard) ist ein weiteres Mittel, das gegen die Varroamilbe eingesetzt wird. Es wirkt, indem es die Atemöffnungen der Milben verstopft. Auch hier sind Anwendung und Dosierung kritisch, um Schädigungen der Bienen zu vermeiden.

2. Biotechnische Maßnahmen
 
  • Brutentnahme: Eine effektive Methode zur Kontrolle der Milbenpopulation ist die gezielte Entnahme der Drohnenbrut, da die Milben diese bevorzugen. Die Drohnenbrut wird entnommen und vernichtet, wodurch die Milben, die sich darin befinden, ebenfalls entfernt werden. Diese Methode reduziert die Milbenpopulation signifikant, erfordert jedoch eine regelmäßige Durchführung.
  • Hyperthermie: Das Anwenden von Wärmebehandlungen auf die Bienenvölker kann die Milben abtöten, ohne die Bienen zu schädigen. Temperaturen um 40°C über einen bestimmten Zeitraum sind effektiv, da sie die Milben abtöten, während die Bienen diese Temperaturen tolerieren können.
  • Brutfreiheit: Die Schaffung brutfreier Phasen durch Käfigen der Königin oder durch gezielte Brutentnahme kann ebenfalls zur Reduktion der Milben beitragen. Ohne Brut haben die Milben keine Möglichkeit, sich zu vermehren, und sind leichter zu bekämpfen.

3. Züchtung resistenter Bienen
 
  • Eine langfristige und nachhaltige Strategie ist die Zucht von Bienen, die eine natürliche Resistenz gegen die Varroamilbe aufweisen. Merkmale wie das Hygieneverhalten (Varroa Sensitive Hygiene, VSH), bei dem befallene Brutzellen erkannt und entfernt werden, spielen eine zentrale Rolle. Die Selektion auf solche Merkmale kann über mehrere Generationen hinweg zu Völkern führen, die besser gegen die Milben geschützt sind.
  • Gezielte Zuchtprogramme: Organisationen und Forschungsinstitute arbeiten weltweit an der Zucht und Verbreitung solcher resistenter Linien. Diese Programme sind langfristig angelegt und erfordern umfassende genetische Untersuchungen und Selektion.

Integrierte Bekämpfungsstrategien

Ein integrierter Ansatz zur Bekämpfung der Varroamilbe kombiniert mehrere der oben genannten Methoden, um eine nachhaltige Kontrolle der Milbenpopulation zu erreichen. Eine solche Strategie könnte wie folgt aussehen:
 
  • Frühjahr: Einsatz von organischen Säuren und ätherischen Ölen zur initialen Reduktion der Milbenpopulation nach der Winterruhe.
  • Sommer: Regelmäßige Entnahme der Drohnenbrut und Anwendung von Gitterböden sowie Hyperthermiebehandlungen.
  • Herbst: Abschließende Behandlung mit organischen Säuren zur Entfernung verbleibender Milben vor dem Winter.
  • Ganzjährig: Züchtung und Einführung von Bienen mit erhöhtem Hygieneverhalten und anderen resistenten Merkmalen.

Fazit

Die Varroamilbe stellt eine erhebliche Bedrohung für die Bienenzucht dar, die eine vielseitige und kontinuierliche Bekämpfung erfordert. Die Kombination chemischer, biotechnischer und mechanischer Methoden in einer integrierten Strategie ist der effektivste Weg, um die Milbenpopulation zu kontrollieren und die Gesundheit der Bienenvölker zu gewährleisten. Langfristige Lösungen, wie die Zucht resistenter Bienen, bieten vielversprechende Perspektiven, erfordern jedoch Zeit und erhebliche Forschungsanstrengungen. Nur durch eine solche ganzheitliche Herangehensweise kann die Bedrohung durch die Varroamilbe nachhaltig gemindert werden.
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